Kogelseespitze (2674m) – Lechtal

Der erste Teil des drei Tagestrips ins Lechtal.

Fred Solo die vierte und den Blogg könnt Ihr unter den beiden Video lesen.

Nachdem wir schon im Frankenjura als schwäbische Blautalkletterer ordentlich den Arsch voll bekommen haben, konnte ja eigentlich nur ein schlichtes Erfolgserlebnis dafür sorgen den angeknacksten Ego wieder auf zu frischen.

Das Gewicht meines Rucksackes habe ich vor meinem ersten mehrtägigen Ausflug natürlich nicht abgewogen…was sich im nach hinein als kleines Demoralisierung Dingens an jeden Aufstieg rächte.

Aber wenn man schon als schwäbisches Grossstadttier alleine in den Alpen unterwegs ist???

Nimmt man sicherheitshalber von allein einfach das doppelte mit, dann kann ja schon mal nichts mehr schief gehen…

Es könnte ja sein das???

Ok lieber anonymer Blogleser…die Gedankenblasen zur Alieninvasion und Virusattaken sparen wir uns kurz auf und kommen später in einer eleganten Vokalschleife auf das eigentliche Thema zurück….

Geplant war eigentlich erstmal???

Gar nichts:-)

Einfach nur auf die Haunauerhütte (1922m) und sich treiben lassen, vielleicht durch ein bisschen nettes Getratsche auf ein paar gute Touren kommen…so ganz alleine…der Bub…Die Berge…Abenteuer…

Das einzige was ich mitgenommen habe???

Ein paar ausgedruckte Touren von der recht informativen Webseite www.hanauer-huette.de

Das Auto war voll, die Motivation war hoch, das Radioprogramm war grausig, also konnte ja nichts mehr dazwischen kommen…ausser vielleicht der grausige Gedanke an furzende und schnarchende Lagernachbarn…

Auch wenn mein Klettergurt nach einem Jahr permanenter Rennradignoranz an den Beinen ziemlich schlotterig geworden war, konnte mich nichts daran hindern mit froher Selbstüberschätzung in die Alpen zu gondeln…Kondition verliert man doch nicht so schnell…und wer drei mal die Woche zum klettern geht???

Der packt das schon!!!

Sprach er und wurde des späteren von der Faust der Wahrheit an der Kogelseespitze (2674 m) niedergestreckt…

Hach ja…wie bittersüss schmeckt doch die Erkenntnis…

Durch einen kleinen aber schon öfters vorgekommenen Navigationsfehler kam ich morgens um 10 Uhr im Weiler Boden (1357 m) an…Also am besten einfach nach Reute…dann nach Elmen und dann links weg Richtung Hahntenjoch…und nicht wie der Verfasser über seltsame Dörfer mit unaussprechlichen Namen cruisen…

Doch zurück zum informativen Teil des Abenteuers…

Die Parkplätze in Boden sind tatsächlich kostenlos, was den umtriebigen Schwaben natürlich erstmal freut, aber denselbigen dann doch nicht schneller steigen lässt…

Nach 15 minütigen Selbstgerspräch ob ich genügend Karabiner und Bandschlingen mitgenommen hatte, oder der wirklich schwer zu beantwortenden Frage ob ich den Kletterhelm mit Totenkopfaufkleber mitnehmen oder aufgrund der Performancewirkung lieber darauf verzichten sollte…den internen Kampf gewann dann doch die orangenen Murmel…

schlappte ich wie ein vollbepackter Esel los…

Zum eingrooven läuft man erstmal gemütlich durch das sehr schöne Angerletal, was einen von der Steigung zwar wie ein gemütlicher Donauspaziergang vorkommt, aber bei Sonnenschein echt angenehm ist…Zum ersten mal knackig wird es wenn man am Wirtschaftslift zur Hütten ankommt… Der Aufstieg zur Hanauer Hütte macht einen dann doch bewusst, dass man vielleicht etwas Gepäck im Hüttenzimmer liegen lassen sollte bevor man zu weiteren Abenteuern loszieht…

Man kommt an malerischen Wasserabschnitten mit Brücken und den obligatorischen Wasserfällen vorbei direkt zur Hanauer Hütte.

Nach einer netten Tasse Café und dem angeregten Gespräch mit zwei Sozialpädagoginnen und dem einchecken ins falsche Zimmer versuchte ich nach einem kurzen Planungsgespräch mit dem jungen Hüttenwirt dann am späten Nachmittag dann doch mein Glück.

Ob ich zur Fortführung jetzt gleich mit dem Wetterwahnsinn und dem Einsteig loslege oder ein bischen Zeilenschinde mit der Erklärung und der Bewertung der Hütte???

Machen wir es nicht so plump wie das Privatfernsehen bei den täglichen Serienwahnsinn….

Von der Hanauerhütte sind es noch knapp 2,5 Stunden zur Kogelseespitze…der Weg ist von der Hütte weg gut gekennzeichnet und wird nur kurz ein wenig knackig wenn man auf den Sattel steigt…Man kommt an einer kleinen Hütte vorbei, dackelte noch einen kleinen Hügel hoch und dann kommt schon der Aufstieg zur Scharte.

Zur linken thront die Parzinnenspitze, zur rechten dann die Kogelseespitze, und zu den Füssen macht sich dann der Parzinnensee breit, eine Herde Pferde gibt es noch zum erstaunten Panorama mit dazu. Der Aufstieg zur Scharte ist übrigens mit Stahlseilen gesichert und das vielleicht schwierigste Teilstück der Strecke…ist aber auch für den Anfänger gut zu schaffen…

Auf der Scharte findet man endlich auch die Zeit die ersten Wunden zu lecken…Rennrad ole…Was habe ich dich vernachlässigt…das schlechte Gewissen bringt aber in diesen Moment keinen Meter mehr was…

Erster grosser Unterschied zum Allgäu???

Es wird einem sehr mulmig wenn man spät nachmittags auf die Kogelseespitze will, bis um 19.00 Uhr wieder in der Hütte sein soll und dann auch noch die Wolken zuziehen und die stille Einsamkeit langsam aber sicher an den Nerven zehrt…Richtig gelesen liebe Freunde…es war keine Sau unterwegs…Das Lechtal ist halt einfach kein Kindergarten und meiner Meinung nach einfach ein wenig grober wie das Allgäu, was ordentlich auf die Beinchen geht, die schönen grossen groben Brocken Geröll zum Beispiel verlangen dann doch ein wenig Konzentration beim laufen…

Aber als kleines Bonmot trifft man unterwegs noch eine Herde Steinböcke…Wunderschön…solange bis man merkt das die Kollegen sich von einem wandernden Stadtkind nicht vertreiben lassen….die mitgeschleiften Stöcke eignen sich nicht unbedingt als Waffe, ja, ernsthaft, das Wetter wird beschissen, Bildfetzen von in Zeitlupe aufeinander zu rennende Böcke steigen in einem auf, mein Gott lieber Leser, selbst die CDC veröffentlicht einen Überlebensratgeber bei einer Zombieattacke, was soll man dann wohl in solch einer Situation machen???

Man schnappt sich einen Steinbrocken, fixiert das Viech mit dem Killerblick mit dem Mann sich in der Grundschule gegen die Fünftklässler gewehrt hat und versucht das Kopfkino aus den Hirnwindungen zu vertreiben…und schleicht sich Selbstgespräch führend in einem Abstand von 10 Metern an dem übrig gebliebenen Felshalter vorbei…

Puh…

Die letzten Meter zum Gipfel waren klasse, auch wenn ich leider von dem angeblichen schönen Panorama nichts gesehen habe, Sichtweite knapp über 15 Meter. Da saß ich also alleine mit meiner Totenkopfmütze auf dem Gipfel und schaufelte mir nach knapp 1300 Höhenmeter das Essen rein mit dem Versprechen das Rennrad bei der Heimkehr nicht mehr völlig zu ignorieren…

(Ein kurzer Moment des Mitleides ist hier angebracht lieber Leser!!!)

Der Abstieg zur Hütte hatte dann aber wieder etwas von Tolkiens Herr der Ringe…im Wolkennebel strengt man sich einfach an…konzentriert sich und setzt sich auf eine sehr irritierende Art und Weise mit sich auseinander, findet die Lebensmittel die man im Rucksack hat nicht mehr als störendes Zusatzgewicht sondern als letzter Rettungsnagel und vertreibt die Horrorgeschichten von Bergkollegen über einsame Nächte im freien…Auch wenn ich durch meine wirklich nicht manische Verhungernsängste neben den Fressalien auch immer etwas biwakmäsiges dabei habe…diese fast schon surrealee Stimmung wenn Wolkenfetzen über den Kamm wabern hat etwas hypnotisches…was mich tatsächlich zu einer längeren Pause mit Blick zum Parzinnensee bewegt hatte, Gedanken schweifen lassen kann sehr sehr spannend sein, auch wenn man sich nach einer halben Stunde dazu zwingen muss wieder weiter zu gehen…

Aber lieber Blogleser, wie auch in den erwähnten Sitcoms hatte die Geschichte natürlich ein Happy End…Ich kam schnitzelfertig in der Hütte an und freundete mich beim Abendessen auch gleich mit einem Kollegen aus dem Norden an, mit dem ich dann die folgenden zwei Tage unterwegs war…

Kurzes Statement noch zur Hütte:

Die jungen Hüttenbetreiber sind sehr hilfsbereit, die Preise sind fair und Aufgrund des Neubaus ist alles toll und frisch…also hier kann man es länger aushalten…

Fazit von mir???

Sologänge am Wochenende im Allgäu gehen meistens ok, das Gelände ist geschmeidig, man ist relativ schnell wieder in der Zivilisation, im Lechtal sieht das einfach anders aus…und es war sicherlich das letzte Mal das ich alleine unterwegs war…

(OK…es hat zwei Tage gehalten:-)

Den Videobericht zur Tour gibt es in der Oktoberausgabe bei http://www.stadtkindwandern.de

und???

Trotz dieser sehr mtuigen Entscheidung alleine ins Lechtal zu ziehen haben sich ein paar sehr entscheidende Gedankengänge eingenistet….dazu aber mehr im zweiten Teil des Dreiteilers…der dann sicher die Tage hier veröffentlicht wird:-)

Ein Kommentar

  1. Danke für deine Artikel über deine Touren in den Lechtaler Alpen…. bin gerade zurück von der Tour (Zams – Würtemberghaus – Steinseehütte – halber Dremelspitz – Hanauer Hütte – Muttekopf und Muttekopfhütte) und kann durch deine Beiträge nun noch mal in Erinnerungen schwelgen. Schön war es – und äußerst schweißtreibend!

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