Auf Quäldich hatten sie uns ja schon gewarnt. Dieser Pass ist bei den motorrad und autoverrückten Gaskranken schwer beliebt und am Wochenende mitten in der Saison nicht zu empfehlen. Diese Info gildet dummerweise auch an einem sonnigen Tag im Oktober.
Wer nicht hören will, muss eben fühlen. Klar, ist man doch in der Nähe von Reutte innhalb kürzester Zeit im Lechtal. Also ist es kein Wunder, dass man selbst Anfang Oktober auf jede Menge Motorisierter aus dem wilden Süden trifft.
Lange Rede, gemeines Finale – ich komme wieder, allerdings nur noch unter der Woche. Es grenzt tatsächlich an Wahnsinn. Rücksicht geht auf diesen Metern nach oben anders. Komischerweise erlebe ich als Radfahrer in der Stadt eher die Autofahrer als Rüpel. Hier haben sich diesen Schuh die Buben auf zwei Rädern angezogen. Man fährt in einer gefühlten Benzinwolke und jeder Menge Lärm nach oben. Der TÜV würde sich über die oft nur aus leeren Ofenrohren bestehenden Auspuffen (Auspüffe? Auspüffen????) freuen. Fleissige Ordnungshüter könnten sich hier bei ein paar Dezibelmessungen dumm und dämlich verdienen. Aber? Natürlich hatte die Tour auch was gutes. Jetzt weiss das Stadtkind jedenfalls woran es ist, wenn „Achtung jede Menge Verkehr“ auf der Onlineplattform steht.
Der zweite Rennradpass in meinem Leben wartete mit über 900 Höhenmetern und einer maximalen Steigung von bis zu 16% auf mich. Nach meiner Hamburgtour fühlte ich mich tatsächlich das erste Mal seit langen wieder einigermassen fit. Bei über 2000 Kilometern in diesem Jahr sollte ich auch über ein Fitzel Grundfitness verfügen, was aber vor einer satten Panikattacke kurz vor dem Gipfel nicht schützt.
Der Hahntenjochpass fackelt nicht lange rum. Fährt man vom Parkplatz Stanzach Richtung Süden, geht es nach Elmen links weg zum Einstieg auf die Passstrecke. Witzigerweise startete ich vor ein paar Jahren meine Bergkarriere genau von diesen Parkplatzplateau mit der ersten Tour auf den falschen Kogel . Anstelle mit dem Auto hoch zu schüsseln, quälte ich mich eben jetzt mit dem Rad nach oben. Gleich mit der ersten Rampe bekommt man eine ordentliche Watschen verpasst. Hier wird keine kleine Vorspeise serviert, der Hauptgang wird einfach direkt auf den Tisch gepfeffert. Entspannung gibt es gefühlt nur im Zwischenteil der Strecke. Ansonsten geht es konsequent nach oben, und genauso konsequent ackert auch der Pulsbereich. Für die drei Tunnel, die man durchqueren muss, machen sich die kleinen aus Italien mitgebrachten Blinklichter sehr gut.
Die Angst vor dem „Himmel, wie weit ist es noch“ wird mit der Angst „Himmel, hoffentlich mäht mich keiner um“ in eine Tüte gepackt. Visuell ist die Gegend der Hammer. Ein wunderschönes Tal begleitet einen rechts auf den Weg nach oben. Die beiden Dörfer Bschlaps und Boden sehen aus wie aus dem Katalog. Kurz vor dem Parkplatzplateau geht es nochmal richtig zur Sache. Nach Boden geht es streng nach oben. Der Parkplatz auf dem Plateau zwischen dem falschen Kogel und dem Scharnitzskopf hat leider gar keine Romantik. Man kommt sich vor wie auf einem belebten Parkplatz in Berlin Neu Köln.
Aber – Dank einer emotionalen Eingebung unseres Guides, sind wir zum Nachtisch nach der Abfahrt nach Hinterhornbach gefahren. Gemütliche 300hm und 7 km weiter kommt man ins gesuchte Niemandsland. In diesen Talausläufer auf der Rückseite des Hochvogels ist zu dieser Jahreszeit gar nichts los. Menschenleere Strasse laden zu einer kleinen Bummelfahrt ein. Empfehlenswert ist der Kuchen bei den sehr sympathischen Betreibern des Hotels Hochvogel ganz am Ende des Dorfes. Und die letzte Rampe zum verheissungsvollen Päuschen lohnt sich.
Openstreetmap Link:
http://www.openstreetmap.org/#map=12/47.3095/10.6526
Abfahrt vom Hahntenjoch
Frede Ferber Abfahrt vom Hahntenjoch