Salewa Klettersteig Bad Hindelang

Salewa Klettersteig Bad Hindelang (825m h)
und anschliessender Rundtour über den Kühgundkopf (1907m h) und der Kühgundspitz
Ca. 975 Hm
Dauer: ca. 6 Stunden
Länge: ca. 11km (Der geschriebene Blog steht wie immer unter dem Video)

Ja was soll ich sagen. Da habe von www.unterwegs.biz ein Edelrid Cable Kit zum testen bekommen und sitze nun in den Sommerferien vor dem Fernsehen. Macht ja auch Spass ein paar Medikamententestern beim schwimmen zu zu schauen. Ist ja auch nachvollziehbar das die Pubertät und intensives Training dazu führen kann, das Frau innerhalb eines Jahres 6 Sekunden schneller schwimmt. Oh weh und dann noch die Badmintonspielerinnen???
Ach ja. Der Klettersteig!!!
Was kann sich ein leidenschaftlicher Kletterer darunter vorstellen?
Vorurteilsbeladen mache ich mich morgens auf den Weg nach Bad Hindelang (825m). Auf den Iseler war ich ja schon letztes Jahr. Allerdings unter der Woche und von Hinterstein aus. Dem Gerücht das es im Sommer sehr überlaufen ist wollte ich nachgehen. Und wie Ihr auf den Fotos sehen könnt ist das tatsächlich der Fall.

Wenn ich ehrlich bin hatte ich eigentlich nicht so wirklich Lust darauf. Die Vorstellung an einer vorgegebenen Route mit vielen Menschen rauf zu klettern schreckte mich ein wenig ab. Ausserdem muss man sich ja auch als Kletterer abgrenzen. Hm. Und was ich nach meinem Trip an diesen Einsteiger Klettersteig klar sagen kann? Ich muss wohl noch einige Routen machen um mir abschliessend ein Urteil zu bilden. Und das wird mir wahrscheinlich schwer und vor allem nicht objektiv ausfallen.

In Bad Hindelang startet man am Parkplatz und läuft rechts am Sessellift vorbei und schraubt sich langsam Richtung Einstieg.
Horden an Familien kommen einem entgegen und entgegen aller Behauptungen ist das auch ok.
Sicherlich ist es für die Hardcorepuristen ein Graus das die Massen an Menschen mit dem Sessellift auf den Berg geschippert werden um dann ca. 45 min. später auf dem Iseler zu stehen. Aber wenn man in das glückselige Lächeln der Entgegenkommenden aus den Sonnenmilch verklebten Augen schielt, nimmt man den norddeutschen Dialekt humorvoll entgegen und wundert sich über die Höflichkeit am Berg. Nochmals für alle Neulinge. Auf dem Berg wird jeder geduzt und es ist auch absolut in Ordnung sich beim passieren gegenseitig zu grüssen!!!

Familienfreundlich ist das Gebiet auf jedenfall. Mit einem unterhaltsamen Themenpark rund um den Schmugglerpfad werden die Kleinen ordentlich unterhalten und für Bergneulinge mit Anhang ist das ein tolles Konzept. Wer die Einsamkeit sucht ist hier fehl am Platz. Und das einzige was definitiv gruselig ist? Mit der Anzahl der Besucher steigt leider auch die Anzahl derer die meiner Meinung nach nichts auf einem Berg zu suchen haben. Wer seine Kleinen in Sandalen und Turnschuhen rumspringen lässt sollte auf dem Dorfplatz nackig an den Brunnen gekettet und mit fauligen Tomaten beworfen werden.

Unglaublich was man da so trifft. Und bevor ich mich hier vergesse und am liebsten ein paar schwäbische Backpfeifen verteilen würde, halte ich mein Temperament im Zaume und versuche durch das Massieren meiner Ohrläppchen mein Qi zu finden. Fix Lulla jeses Gott.
Aber deswegen bin ich auch nicht gekommen. Das Ziel war der erste Klettersteig in meinem Leben.
Wer mit dem Lift fährt, läuft in ca. 20 Minuten zum Einstieg (1200m h) vom Tal in ca. 1,5 Stunden.
Alleine gehen mag ich nicht drum nehm ich mir??? Ja wen denn mit???
Ein Ehepaar aus Norddeutschland war so nett mit mir gemeinsam einzusteigen. Ein kurzer Partnercheck und los gings.

Drei Abschnitte kann der Neugierige machen.

(Quelle www.badhindelang.de )
Gesamt – 2.400 Meter – ca. 3,5 bis 5 Stunden zzgl. Zu- und Abstieg
Abschnitt I – 800 Meter – ca. 1,5 bis 2 Stunden
Abschnitt II – 600 Meter – ca. 0,5 bis 1 Stunde
Abschnitt III – 1.000 Meter – ca. 1,5 bis 2 Stunden

Schwierigkeit:
Mittelschwerer, klassischer Klettersteig B/C (auch routinierte Berggeher benötigen eine Kletterausrüstung und Helm). Mehrere Stellen erfordern auch Armkraft. Für Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich! Nur für Geübte!

Abschnitt I habe ich mit dem Pärchen gemacht, Abschnitt II dann alleine.
Bevor es weitergeht mit der Beschreibung. Was hilfreich ist? Der Klettersteig ist in Meldepunkte für die Bergwacht unterteilt. Das macht bei Problemen natürlich die Orientierung leichter. Schlüsselstelle im ersten Abschnitt ist der Überhang kurz vor dem Ziel.

Die Bergführerplatte ist für ungeübte ein wenig tricky.
Wer im unteren Siebener- oberen Sechserbereich klettert und eine solide Bergerfahrung mitbringt kommt hier locker durch. Wie das bei Anfängern aussieht will und kann ich nicht beurteilen. Die Absicherung des Steiges durch die Stahlseile und die Tritte ist klasse, visuell sind beide Routen sehr interessant. Klettertechnisch ist das ganze nicht herausfordernd, ausser man versucht sich permanent an den Seilen hoch zu ziehen, das könnte unter Umständen Kraft kosten.

Der Klettersteig wird in unterschiedlichen Foren als Einsteigersteig und Kinderfreundlich bezeichnet. Der Einschätzung der Betreiber schliesse ich mich mal an und widerspreche dem der Foren. Sicherlich kennt man Kinder die schon im zarten Alter von zehn auf 4000er laufen, aber nimmt man den Durchschnitt?
Was die generelle Schwierigkeit anbelangt habe ich ehrlich gesagt nur eine individuelle Meinung und kann mir vorstellen, das der Steig für Anfänger zu schaffen ist wenn Sie schwindelfrei und trittsicher sind.
Es war ein bisschen was los, aber das habe ich eher als unterhaltsam gefunden. Da hatte man zwischendurch immer wieder Zeit für ein Schwätzchen. Einige Routenabschnitte sind stark Steinschlaggefährdet, also macht es Sinn an den Schlüsselstellen ein Päuschen zu machen, sich in die Bandschlinge rein zu setzen und das Panorama zu genießen.
(Ach ja. Bandschlingen immer mitnehmen. Die Klettersteigsicherung eignet sich nicht um auf Zug zu gehen:-)
Abschnitt II ist ungefähr gleich schwer einzuschätzen und eine halbe Stunde kraxeln ist realistisch.
Abschnitt III habe ich nach einer Pause nicht mehr gemacht. Ich bin dann über den Kühgundkopf und der Kühgundspitze zurück nach Bad Hindelang gelaufen und wollte noch ein bisschen Grad wandern. Dieser Abschnitt ist aufgrund seiner Länge wieder weniger frequentiert und macht sehr viel Spass. Man läuft einen sehr langen Grad an der Deutsch Österreichischen Grenze entlang und hat ein tolles Panorama.

Bei Nässe ist das Dingens nicht zu empfehlen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind auch hier die Grundlage. Der weitere Abstieg geht dann durch den Wald und man passiert einige Kuhweiden (Was ich natürlich wieder am gruseligsten fand:-) und der konditionell durchschnittliche kommt gut durch.

Fazit von meiner einer:
Bad Hindelang bietet für jeden was. Wer die Bergwelt mal kennenlernen will kann mit dem Sessellift eine schöne kleine Tour machen, wer es dicker will kann im Baukastensystem sich seine Tour zusammen schrauben. Wer einsam sein will darf nicht in der Ferienzeit kommen.

Wer alleine unterwegs ist findet hier aber immer wieder Leute denen man sich anschliessen kann.
Der Salewaklettersteig ist gut abgesichert und ermöglicht dank neuer Sicherungstechniken auch nicht Kletterer einen schönen Einblick in die Steilwände und die lange Gradtour ist visuell sehr zu empfehlen.

2 Kommentare

  1. Hallo,

    wir, das Paar aus „Norddeutschland“ (tatsächlich aber sind wir vom schönen Niederrhein, sprich: Kempen bei Krefeld), danken dem Verfasser ganz herzlich für den sehr schönen Bericht über den Klettersteig und das Drumherum sowie für das „geschossene“ Foto von uns!

    Gruß
    Heike und Uli

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